Mit Bezug des Neubaus hat die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Diabetologie des ALB FILS KLINIKUMS sein endoskopisches Leistungsspektrum erweitert: Seit Juli wird auch die Endoskopische Submukosa-Dissektion (ESD) durchgeführt, bei der Krebsvorstufen und Frühkrebs im Magen-Darm-Trakt organerhaltend und en bloc abgetragen werden. Das in Japan entwickelte Verfahren wird bisher bundesweit nur an wenigen Zentren angeboten.
Werden im Rahmen einer endoskopischen Diagnostik, wie etwa einer Magen- oder Darmspiegelung, Polypen entdeckt (wobei die Polypendetektion mittlerweile KI-unterstützt erfolgt), werden diese in der Regel ebenfalls endoskopisch abgetragen. Seit mehr als zehn Jahren wird dabei im ALB FILS KLINIKUM das Verfahren der Endoskopischen Submukosa-Resektion (ESR) angewandt. Dabei wird um den Polypen eine Schlinge gelegt, diese in die Schleimhaut (Submukosa) gedrückt und zusammengezogen – der Polyp wird so als Ganzes abgenommen. „Das funktioniert wunderbar und ist inzwischen ein Routineeingriff“, sagt Dr. Klaus Metter, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Diabetologie. Allerdings hat das Verfahren auch seine Grenzen: Sind die Polypen zu groß oder ungünstig gelegen, ist eine ESR nicht möglich. In diesen Fällen musste bisher ein operativer Eingriff erfolgen. „Um eine die Organe belastende OP auch in diesen Fällen zu vermeiden, haben wir nun als Erweiterung der ESR die Endoskopische Submukosa-Dissektion eingeführt“, erklärt Dr. Metter. Die Schlinge ist bei diesem Verfahren durch ein Elektromesser ersetzt, mit dem der Gastroenterologe, ähnlich einer OP, den Polypen vorsichtig Schicht für Schicht in der Submukosa umschneidet und ihn dann ebenfalls als Ganzes über sein Endoskop entnimmt.
Die ESD dauert zwar erheblich länger als eine ESR, erhält aber genau wie diese die Funktion des Organs und ist dadurch wenig belastend für den Patienten. Der Vorteil: Die ESD ist auch bei großen bzw. sehr großen Polypen eine Option und auch dann, wenn ein deutlicher Karzinomhinweis besteht. „Große Polypen ab etwa zwei Zentimeter Durchmesser können bereits die Anlagen zu einem Karzinom haben und sollten daher immer en bloc und tief in der Submukosa entfernt werden, ohne die darunter liegende Muskelschicht zu beeinträchtigen“, betont Dr. Metter, „ESR und jetzt ESD sind dafür die am besten geeigneten Verfahren.“ Welches der beiden Verfahren er künftig anwendet, wird von Fall zu Fall entschieden, wobei vor allem Größe und Lage der Polypen entscheidend sind. Möglich sind die beiden endoskopischen Verfahren im gesamten Magen-Darm-Trakt. Die meisten Polypen treten im Dickdarm auf, dort können Sie eine Größe bis über sechs Zentimeter erreichen. „Aber auch Krebsvorstufen im Magen oder Frühkarzinome in der Speiseröhre entfernen wir, wenn möglich, immer organerhaltend per Endoskop“, so Gastroenterologe Metter.
Entwickelt wurde die Endoskopische Submukosa-Dissektion in Japan, dort ist das Verfahren inzwischen Standard. „Aber wie Europäer holen auf“, sagt Chefarzt Dr. Metter. Einer der führenden ESD-Experten in Deutschland ist Prof. Dr. Franz Ludwig Dumoulin vom Gemeinschaftskrankenhaus Bonn. Er war erst im Juni in Göppingen und hat zusammen mit Dr. Metter mehrere ESD-Eingriffe durchgeführt. „Das war quasi unsere Generalprobe, seit Juli gehört die ESD nun zu unserem Leistungsspektrum.“