Die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ist heute Standard bei der Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen. Mit Hilfe kleiner Katheter, die minimalinvasiv über die Blutgefäße der Leiste ins Herz eingebracht werden, können die elektrischen Abläufe im Herzen analysiert und behandelt werden.
„Wir geben über die Elektroden elektrische Impulse ab und erkennen anhand der Reaktion des Herzens, um welche Art von Herzrhythmusstörung es sich handelt und wo sie ihren Ursprung hat. Darauf basierend leiten wir die richtige Therapie ein“, sagt Dr. Hans-Jörg Weig, Leitender Oberarzt der Rhythmologie in der Klinik für Kardiologie und Internistische Gefäßmedizin des ALB FILS KLINIKUMS. Mögliche Therapien für schnelle Herzrhythmusstörungen sind die Gabe von Medikamenten oder, da sie wirksamer ist, die Verödungsbehandlung des die Rhythmusstörung verursachenden Gewebes. Ziel der Behandlung ist es, die Entstehung und Weiterleitung falscher elektrischer Impulse durch eine sehr exakte und schonende Verödung zu stoppen.
Am ALB FILS KLINIKUM wurden bislang, wie in anderen rhythmologischen Zentren auch, zwei verschiedene Ablationsverfahren angeboten: die Kryoablation (Verödung durch Kälte) und die Radiofrequenzablation (Verödung durch Hitze). Mit dem neuen Varipulse-System der Firma Johnson & Johnson steht nun ein neues Ablationsverfahren zur Verfügung. Die Pulsed-Field-Ablation (Verödung durch elektrische Hochvoltimpulse) ist ein Verfahren, das die Behandlung der häufigsten Rhythmusstörung, Vorhofflimmern, effizienter, schneller und sicherer macht. Das neue Verfahren, das seit etwa einem Jahr auf dem Markt verfügbar ist, wird bei Vorhofflimmern angewendet. Das ist die häufigste Rhythmusstörung des Herzens. In Deutschland sind ungefähr 1,8 bis 2 Mio. Menschen von dieser gefährlichen Herzerkrankung betroffen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter und der demographischen Entwicklung deutlich zu.
"Wir sind stolz und glücklich darüber, dass wir mit Bezug des Neubaus unser Leistungsspektrum um diese zukunftsweisende Methode erweitern können. Gewebe, das die Rhythmusstörungen verursacht, wird durch einen Hochvoltschock verödet. Es entstehen begrenzt und gewebespezifisch kleine Löcher in den Herzmuskelzellen. Dadurch können keine erneuten Rhythmusstörungen mehr ausgelöst werden und das Nachbargewebe wird geschont", erklärt Dr. Weig.
Der Behandlungs-Katheter ist ringförmig und passt sich den anatomischen Verhältnissen der Zielstrukturen bei der Vorhofflimmerbehandlung an. Die kurzen Hochspannungsimpulse sind sehr wirksam, sodass man nur wenige davon braucht, um die Verödung zu machen. „Das geht schneller und ist schonender für die Patienten. Etwa 200 Ablationen werden allein aufgrund Vorhofflimmerns jährlich in der Kardiologie des ALB FILS KLINIKUMS durchgeführt. Geeignete Patienten werden wir künftig mit dem neuen Verfahren behandeln", sagt der Kardiologe. Er führt das neue Verfahren gemeinsam mit seinem Kollegen, Oberarzt Dr. Philipp Kaesemann, und einem erfahrenen Team aus Herzkatheterassistenz-Fachkräften durch.